S01E04 Was macht kreativ? Über den Bauhaus-Vorkurs

Shownotes

Wer am Bauhaus studieren wollte, musste zuerst den sogenannten Vorkurs absolvieren, eine Art Basis-Kunstkurs, der zu den innovativsten Errungenschaften der Bauhaus-Lehre gehört – und eine Menge guter Geschichten zu bieten hat! Eng mit der Entwicklung des Bauhauses verknüpft, wandelt sich auch der Vorkurs über die Jahre und zeugt vom künstlerischen Experimentiergeist und von unkonventionellen Ansätzen. Mit der Kuratorin und Vorkurs-Expertin Nina Wiedemeyer sprechen wir über Anleitungen und Autorität, Müllsammeln als kreativen Akt und die Frage, wie viel Loslassen zum kreativen Prozess dazugehört.

Credits: Host: Adriana Kapsreiter Schnitt: Niklas Münch Story/Konzept: Adriana Kapsreiter, Astrid Bähr, Niklas Münch, Lena Günther, Lukas Klaschinski Produktion: Auf die Ohren GmbH Projektleitung Auf die Ohren: Niklas Münch Projektleitung Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung: Esned Nezic

https://www.bauhaus.de/

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00:00:02: Das Bauhaus, weltberühmte Kunstschule der Zwanzigerjahre, Mythos der Moderne.

00:00:07: Doch was steckt hinter der Legende?

00:00:10: The Bout Bauhaus, der Podcast des Bauhausarchiv, Museum für Gestaltung Berlin, geht dieser Frage auf den Grund.

00:00:21: Herzlich willkommen zur neuen Folge von The Bout Bauhaus.

00:00:24: Ich bin Adriana Kappsreiter und freue mich auf die nächste Gesprächsrunde zur berühmtesten Schule der Moderne.

00:00:31: Schule ist gleich auch unser Stichwort.

00:00:33: Wir wollen nämlich einen Ausflug in die Lehre am Bauhaus unternehmen.

00:00:38: Der Bauhausvorkurs ist heute unser Thema.

00:00:40: Eine Art Basiskunstausbildung, die alle Studierenden zu Beginn ihres Studiums absolvieren mussten.

00:00:47: Ich habe dafür Nina Wiedermeier eingeladen.

00:00:49: Eine unserer Kuratorinnen am Bauhausarchiv, die sich dem Vorkurs besonders ausführlich gewidmet hat.

00:00:55: Herzlich willkommen Nina.

00:00:57: Hallo Adriana.

00:00:58: Du hast zusammen mit deinem Team ein Übungsbuch zum Bauhausvorkurs herausgegeben und dafür sehr viel Material aus den Tiefen unseres Archivs ausgewertet.

00:01:09: Deshalb kann ich dich als Expertin gleich zum Einstieg ganz direkt fragen, was ist eigentlich dieser Vorkurs?

00:01:16: Also das Wort Vorkurs hat, glaube ich, das Bauhaus nicht mal erfunden.

00:01:19: Es gab es schon an anderen Kunsthochschulen, aber am Bauhaus hat es doch eine ziemliche Bekanntheit erlangt, weil viele Leute, die diesen Diese Grundausbildung, die man als Studierender am Bauhaus erst mal durchlaufen musste, das nachher auch mitgenommen haben in ihrer eigene Lehre an den Werkkunstschulen und so weiter.

00:01:37: Man kann sich das vielleicht so vorstellen, man kommt als Student am Bauhaus an und dann muss man erst mal in diesen Vorkurs, da werden einem Grundlagen vermittelt.

00:01:45: Und das ist auch etwas, was vielleicht auch besonders ist, das müssen eben alle machen, bevor sie sich dann spezialisieren und in die Werkstätten gehen oder vielleicht nachher noch eine Architekturausbildung anschließen.

00:01:56: Das hat bestimmt auch dazu beigetragen, dass die Leute sich als Gemeinschaft verstanden haben.

00:02:00: Also, da hat zwar jeder schon irgendwie seinen Eigensinn auch entwickelt, aber das gab eine gemeinsame Grundlage nachher für die gesamte Laufbahn an dieser Schule.

00:02:10: Eigentlich gingen sie auch sehr darum, sich abzugrenzen von dem, was Kunstausbildung vorher war.

00:02:15: Absolut.

00:02:16: Ich glaube, dass das schon diese erfinderischen Übungen zu sagen, jetzt machen wir mal ein Atem-Stenogramm oder lasst uns mal die Schreibmaschine als Zeichenwerkzeug benutzen und eine Grafik aus Klammern und Punkten herstellen oder geht mal Abfall suchen.

00:02:31: Das ist schon etwas Innovatives und das hat nicht so viel damit zu tun, einen Akt zu zeichnen oder nach der Natur zu zeichnen.

00:02:37: Das kommt auch vor.

00:02:39: sehr ordentlich abgezeichnete Geranienpötte und Tierschädel, die abgezeichnet wurden.

00:02:46: Aber es gibt einfach ein großes Spektrum oder ich lese daraus auch eine große Lust am Unterrichten und sich diese Aufgaben auszudenken.

00:02:55: Und vielleicht kann man schon sagen, dass das sehr wichtig war, Material zu erkunden, auch sich selber besser kennen zu lernen.

00:03:01: Also das war so jemandem wie Johannes Itten sehr wichtig.

00:03:04: wirklich eine eigene Idee auch zu entwickeln.

00:03:07: Mit was will ich mich eigentlich beschäftigen?

00:03:09: Also eine ziemlich schwierige Frage und die Leute in ihren Eigenheiten zu fördern und auch in einer gewissen Intensität.

00:03:17: Also das hat vielleicht was Handwerkliches gedachtes, eine Aufgabe zu stellen, die auch so offen formuliert ist.

00:03:24: wie im Unterricht von Josef Albers, der schmeißt da ein Packen Papier hin und verschwindet und sagt, jetzt beschäftigt euch mal mit diesem Material.

00:03:32: Und ich gebe euch nicht vor, was daraus entstehen soll.

00:03:35: Und kommt dann wieder und sagt, nee, das ist vielleicht noch nicht das, was ich mir vorstelle.

00:03:39: Schiffchen und Kindergartenkram.

00:03:41: Also es gibt dann schon Feedback-System, aber auch, glaube ich, ein Vertrauen in die Studenten, die dort am Bauhaus angefangen haben, dass sie einen eigenen Weg finden, mit dem Material umzugehen.

00:03:54: Oh, das ist irgendwie eine schöne Vorstellung, so eine Art Vorschussvertrauen auch ein bisschen, dass sie in der Lage sind, auch was Eigenes zu machen, weil die Ausbildung an den Kunstakademien war ja sehr trocken, sehr ... Ja, ich weiß gar nicht, ob man es intellektuell sagen kann, im wahrsten Sinne akademisch.

00:04:11: Also es gab so gewisse Helden, die man dann gefeiert hat, was war es ich, Leonardo da Vinci und Konsorten, dann wurde viel abgezeichnet, nach der Natur gezeichnet, aber es wurde eigentlich nicht dazu angeregt, wirklich out of the box zu denken oder wie sie es tut.

00:04:28: Also, es gibt's halt beides, ne?

00:04:29: Also, wie gesagt, gibt's auch die Tierschädelzeichnung, es gibt auch die Beschäftigung mit den alten Meistern.

00:04:35: Im Architekturunterricht haben wir auch Zeichnungen z.B.

00:04:37: vom Pantheon in Rom oder so.

00:04:39: Also, das nicht so, dass das ausgeschlossen war, die haben auch abgezeichnet und Dinge nachgemacht und nachempfunden.

00:04:46: Aber ich glaub, die Spannbreite ist viel größer.

00:04:48: Mir gefällt z.B.

00:04:49: die Geschichte, wie Josef Albers ans Bauhaus gekommen ist.

00:04:52: Der war ... Ich glaube, Pan-Dreißig, der war ein ausgebildeter Künstler, hat an internationalen Kunsthochschulen studiert.

00:05:00: Er hat selber auch schon Unterrichtserfahrungen gehabt an Schulen.

00:05:04: Der musste noch mal in den Fokus beim viel jüngeren Johannes Itten.

00:05:08: Und dann gab es schon nach dem Fokus eine Kommission, die dann beurteilt hat.

00:05:12: Ja.

00:05:13: Kannst du weitermachen?

00:05:14: Kannst du regelmäßiger Student am Bauhaus werden?

00:05:17: Und dann haben sie Herrn Albers gesagt, so, das wird so nix.

00:05:21: Er hat auf einem Abfallböden von Glasflaschen gesucht und gefunden und die dann zu so Glasbildern zusammengesetzt.

00:05:28: Und er hat dann aber trotzdem als seine Vorkursabschlussarbeit diese Glasarbeiten eingereicht und ist dann durchgekommen und wurde nachher ja selber Lehrer und ein sehr berühmter Lehrer am Bauhaus.

00:05:39: Eine

00:05:39: tolle Geschichte, die kenn ich noch gar nicht super.

00:05:43: Ja, darauf wollte ich auch gerade hinaus.

00:05:45: Also, gerade am Anfang, also, wie du schon gesagt hast, der Vorkurs wurde von Johannes Itten entwickelt, der war schon jemand.

00:05:53: Und auch Pao Klee und Kandinsky, die immer wieder so basiskünstlerische Kurse auch gegeben haben, waren ja auch schon jemand.

00:05:59: Die hatten ja eigentlich schon ihre Kunst gefunden.

00:06:02: Denkst du, dass die Studierenden sehr beeinflusst haben damit ihrem Bild, was überhaupt Kunst ist?

00:06:07: Oder denkst du, kann man sich das wirklich so vorstellen, dass die frei sein konnten?

00:06:12: dann?

00:06:13: Man sieht bei den Lösungen von den Aufgaben, die zum Beispiel in der Sammlung des Bauausarchivs liegen, da gibt es Studentenarbeiten, die sich wie ein, ein, dem anderen gleichen.

00:06:24: Also zum Beispiel aus dem Unterricht von Kandinsky, da weiß man oder kann er ahnen, alle mussten irgendwie so einen Farbkreis ausfüllen.

00:06:32: Dann gibt es aber andere Sachen, die sind einmalig.

00:06:35: Das kann ich mir vorstellen, das war eine sehr offen formulierte Aufgabenstellung und da sind deswegen sehr, sehr unterschiedliche Dinge dabei rausgekommen.

00:06:43: Und ich glaube, wenn man ein bisschen den Blick verändert und auch nicht so sehr danach sucht, also das betrifft zum Beispiel die Textilklasse am Bauhaus und wenn man immer danach sucht, wie viel Klee eigentlich da drinsteckt, der das künstlerisch geleitet hat und zum Beispiel eine Gertrud Arndt sagt.

00:07:00: Ich hab nix mit Paul Klee zu tun.

00:07:02: Also ich denke, meine Textilarbeit aus dem Machen heraus und so weiter.

00:07:09: Ich glaube, das kann man entdecken, wenn man das gerne möchte, natürlich.

00:07:12: Bei Johannes Itten zum Beispiel kann man das total sehen, dass es auch nah dran ist an den künstlerischen Arbeiten der Lehrenden.

00:07:20: Ja, es ist natürlich auch irgendwie zu einfach, das jetzt zur Runde zu brechen.

00:07:23: Es ist ja klar, dass manche fanden dann ihre Lehrer ganz großartig und manche halt nicht, so wie es auf der Schule auch hat.

00:07:31: Und die Lehrer haben auch voneinander abgekupfert.

00:07:33: Also das, was ich auch interessant finde, die Lehre ist ja jetzt, man kann sagen, das ist das immaterielle Erbe des Bauhauses.

00:07:39: Aber das ist jetzt auch nicht so streng unter einem Copyright wie ein Bild oder ein Kunstwerk.

00:07:44: Das heißt, diese Aufgabenstellung hat dann auch ... z.B.

00:07:48: Herr Albers von Herrn Itten übernommen.

00:07:51: Also man merkt, diese Beschäftigung mit Material oder z.B.

00:07:56: Papier oder Ton oder Glas und so weiter, dass man aus Abfällen so eine Art Skulptur baut und so.

00:08:03: Also das sind Aufgabenstellungen, da kann man sehen.

00:08:05: Auch selbst bei Moholy Nutsch kommt das vor.

00:08:07: Die haben das irgendwie auch vielleicht voneinander abgeschaut.

00:08:12: kannten das aus ihrer eigenen Ausbildung, die Studenten haben dann wiederum diese Dinge mitgenommen in ihre eigene Lehre und so weiter.

00:08:19: Manchmal ist es gar nicht so leicht, den Vorkuss genauer zu fassen.

00:08:22: Du hast uns dafür eine spezielle Übung mitgebracht, das sogenannte Atemstehenogramm.

00:08:28: Das ist eine Übung, die Johannes Itten, das war der erste Lehrer, den Gropius ans... um diesen Fokus zu entwickeln.

00:08:36: Wir haben eine ganze Reihe von Fokus-Übungen zusammengetragen, meine Kollegin Friederike Holländer und ich.

00:08:43: Das war ein großer Spaß, aber auch eine große Spekulation, weil es gibt im Bauhausarchiv und nirgendwo sonst nicht ein Konvolut von schön sortierten Anleitungen und Übungen.

00:08:54: Das heißt, wir haben z.B.

00:08:56: in Johannes Itens Tagebuch nachgeschlagen.

00:08:58: Da steht

00:08:59: z.B.,

00:09:00: ich ließ Atemstenogramme machen.

00:09:02: So, was soll das eigentlich sein, frage ich mich.

00:09:05: Und dann kann man irgendwie nur spekulieren.

00:09:08: Also wir haben dann andererseits auch ganz viele Zeichnungen und Ergebnisse aus dem Fokus von verschiedenen Schülerinnen.

00:09:14: Und dann kann man nachschlagen, ob man glaubt, dass vielleicht irgendwie eine Zeichnung, die mit Kohle sehr ausdrückstark auf ein Blatt Papier gezeichnet ist, vielleicht so ein Atemsternogramm sein könnte.

00:09:26: Und was mir auch sehr gut an dieser Atemsternogrammübung gefällt, ist, dass Herr Itten sich ... eine Bürotechnik nimmt, das stenografieren und die übersetzt und daraus eine Übung für seinen Kunstunterricht macht.

00:09:38: Also das scheint mir sehr einfallsreich zu sein.

00:09:42: Das ist ja eigentlich Mister Jöst an Teilweise.

00:09:44: Wir wissen gar nicht so genau, wie das aussah.

00:09:46: Also wir haben Hinweise, was da so praktiziert wurde im Vorkurs.

00:09:51: Aber wir wissen auch nicht, war das wirklich Teil des Lehrplans?

00:09:55: oder wie viel wissen wir denn darüber eigentlich?

00:09:57: Wir haben ganz, ganz viele Bruchstücke.

00:09:59: Also es gibt Künstler, die auch Ein Teil mit der Grundausbildung gemacht haben wie Paul Klee, die haben jede Menge eine große Zettelwirtschaft hinterlassen.

00:10:08: Wir haben andere, die den Vorkurs sehr maßgeblich geprägt haben, wie zum Beispiel der Unger Laslomo Holi Natch.

00:10:14: Da gibt es ein paar Skribble, also ganz wenige Aufzeichnungen.

00:10:18: Er hat Bücher geschrieben, da wird das erwähnt.

00:10:20: Es ist wirklich eine Rekonstruktionsarbeit.

00:10:23: Und deswegen kann man vielleicht auch gar nicht sagen, es gab den Vorkurs, sondern es gab ... drei Lehrer Persönlichkeiten, die das maßgeblich geprägt haben.

00:10:33: Und wir haben eben jede Menge materielle Hinterlassenschaften aus der Zeit des Bauhauses.

00:10:37: Aber das sind mal Erinnerungen, die ein Lehrer ganz, ganz lange Zeit nach seiner Zeit am Bauhaus hinterlassen hat, wie Johannes Itten, der hat dann ein Buch geschrieben darüber über seine Lehre, aber da liegen wirklich ganz viele Jahre dazwischen.

00:10:51: Und ich denke mal, er hat dazwischen auch unterrichtet.

00:10:55: Das umgearbeitet und so weiter.

00:10:56: Und unsere Freude an dem Thema Vorkurs ist wirklich das ... dieses verschiedene Material ernst zu nehmen und eine Tagebuchnotiz, eine Notiz in einem Brief, vielleicht eine Bildunterschrift auf einer Zeichnung, da steht dann Lichtbilder an die Wand werfen oder etwas anderes und das alles ernst zu nehmen und zu fragen, was wurde denn am Bauhaus konkret unterrichtet und wie kann man sich das ungefähr vorstellen?

00:11:23: Also es ist wirklich ein Haufen von Bruchstücken.

00:11:26: Und man kann also auch sich widersprechende.

00:11:30: Aussagen und welche die Jahre später getroffen sind.

00:11:33: Und was ich halt wirklich toll finde, auch zum Beispiel der Josef Albers, der dann ins Exil geht in den dreißiger Jahren, er kann nicht viel Gepäck mitnehmen, aber was nimmt er mit?

00:11:42: Ein Haufen Schüler arbeiten, weil er weiter unterrichten möchte.

00:11:46: Also diese hohe Wertschätzung auch den Dingen, die da entstanden sind, den Aufgabestellungen, die er gestellt hat, dass Das finde ich irgendwie ziemlich beeindruckend.

00:11:55: Ja, das ist auf alle Fälle.

00:11:57: Ja, so gesehen befassen wir uns ja mit Schüler und Schülerinnenarbeit nach Bauhausarchiv größtenteils.

00:12:04: Kann man ja schon so sagen.

00:12:05: Ja, genau.

00:12:05: Und das ist etwas, was man vielleicht auch vergisst.

00:12:07: Wenn man an die Klischees zum Bauhaus denkt, an die Möbel, an das teure Design und so weiter, also es war keine Produktionsstätte, sondern es war eine Schule.

00:12:17: Und da waren irgendwie ein Haufen Jugendliche, die gerne ausgegangen sind und ... Aufsehens erregt haben durch ihre Klamotten und ihr Verhalten.

00:12:27: Und das war auch eine Jugendkultur.

00:12:33: Der Vorkurs wurde ursprünglich von Johannes Itten entwickelt.

00:12:37: Noch ganz zu Beginn in Weimar, kurz nach der Gründung.

00:12:40: Itten war ein sehr spezieller Typ.

00:12:43: Mahler, genauer abstrakter, expressionistischer Mahler.

00:12:47: Mit einem ausgeprägten Hang zu Primärfarben und Kontrasten.

00:12:51: Esoterisch und mystisch eine Art Guru-Persönlichkeit.

00:12:55: Aber er wurde oft auch als sehr autoritär und straßlich beschrieben mit herausfordernden Unterrichtsmethoden.

00:13:03: Manchen war sein Ansatz damit sicherlich zu viel.

00:13:05: Zum Beispiel, wenn er im Vorkurs den Krieg als persönliches emotionales Erlebnis malen ließ.

00:13:11: Heute würde man da eine Trigger-Warnung aussprechen.

00:13:15: Aber damals war das vielleicht für den einen oder die andere genau die richtige Methode.

00:13:20: Das Extreme.

00:13:22: Immerhin brachten viele die Zeitgeschichte mit im Gepäck und hatten Reflexionen nötig.

00:13:28: Dementsprechend viele Bewegungen und Gruppen gab es dann auch, die jungen Leuten eine Nährboden geben wollten.

00:13:34: Darunter das Bauhaus.

00:13:37: Also ich finde das auch sehr beeindruckend, so Geschichten, die ... überliefert sind von ganz jungen Studenten, die sich aufmachen, die gar nicht so genau wissen, was ist in Weimar so los.

00:13:47: Die wissen nicht, wo sie übernachten sollen, wenn sie da ankommen am Bahnhof, gespeigert, wie das Aufnahmeprozedere an dieser Schule ist.

00:13:54: Und die gehen da hin und haben überhaupt ganz ungesicherte ökonomische Verhältnisse und haben irgendwie so einen Drive, da sich auf den Weg zu machen.

00:14:03: Das beeindruckt mich sehr.

00:14:05: Ja, das finde ich auch total beeindruckend.

00:14:07: Und ich habe auch den Eindruck, dass ... die Bauhauslehrer am Anfang das auch irgendwie wussten und irgendwie vielleicht denen auch was an die Hand geben wollten.

00:14:16: Ich stelle es mir gerne so vor, so eine Idee von, man kann dieses Trauma überwinden, indem man eben was Neues macht und was Sinn erfüllt ist.

00:14:25: Kunst hat ja auch viel mit was Sinnstiften zu tun.

00:14:29: Aber spannend ist eben auch, oder sagen wir es mal anders, denkst du, so eine Person wie Ithen würde das heute noch so funktionieren?

00:14:36: Ich bin da nicht so sicher.

00:14:38: Das ist eigentlich eine sehr schmerzhafte Frage, weil das Verhältnis von Meister und Schüler, das zieht sich ja sehr lange durch die Ausbildung an Kunsthochschulen durch.

00:14:49: Also, dass eine Persönlichkeit einer Klasse vorsteht und auch sehr viel Macht über die Studierenden hat, wie er das so strikt.

00:14:59: Ich mein, vielleicht auch so eine Figur wie Josef Boyz oder so, dessen Geburtstag wir feiern, ist deswegen so eine berühmte, auch eine berühmte Lehrerpersönlichkeit, weil der sich in Düsseldorf hingestellt hat und gesagt hat, ich hebe diese Beschränkungen auf, jeder kann kommen.

00:15:14: Und dann wurden sie überrannt.

00:15:15: Also, das ist schon schwierig.

00:15:17: Aber ich glaube, das Unterrichten hat auch immer irgendwie etwas mit Autorität zu tun und auch Kreativität hat, etwas mit Autorität zu tun.

00:15:25: Man trifft eine Vereinbarung, dass man sich ... auch an die Regeln hält.

00:15:29: Die Regeln für Kreativität oder auch eine Autorität können sein.

00:15:34: Ich akzeptiere, dass du mir etwas beibringst, dass du diese Regeln stecken kannst.

00:15:40: Das ist in der klassischen handwerklichen Ausbildung so und am Bau auch.

00:15:45: Also, da ist ein Lehrer Josef Albers und sagt hier, bitte, heute geht's um Papier.

00:15:50: Es ist verboten, mit der Schere reinzuschneiden oder was vom Papier abzuschneiden.

00:15:54: Also, das sind die Regeln, unter die ich mich dann Unterwerfe.

00:15:58: Das ist vielleicht auch die Autorität des Materials, das ist die Autorität des Werkzeugs, aber auch die Autorität des Lehrenden.

00:16:06: Und andererseits gab's am Bauhaus ja auch so was wie eine Gruppenkritik oder so.

00:16:11: Vielleicht auch nicht so romantisch, wie man sich das so vorstellt, dass so ganz frei war.

00:16:17: Aber es war, glaub ich, schon auch wichtig, sich in der Gruppe Feedback zu geben und solche Techniken zu pflegen, wie alle ... Arbeiten, die in einem Semester entstanden sind, in einer kleinen Ausstellung zu präsentieren und gemeinsam darüber zu sprechen.

00:16:30: Und nicht nur der Lehrer sagt, was gut, was schlecht ist, sondern man bespricht das in der Gruppe und gibt sich gegenseitig ein Feedback.

00:16:38: Ja, das ist ja irgendwie auch demokratisch.

00:16:41: Irgendwie, also der Lehrer hat dann nicht das letzte Wort, nicht das allerletzte.

00:16:45: Also er hat es dann irgendwie doch, es wird ja dann benotet, aber es gibt wenigstens auch eine andere Meinung dazu.

00:16:51: Und ich mag eine Geschichte sehr gerne von Moholi Natsch.

00:16:54: Da gibt es ganz wenig, also von ihm selber sind mir keine Aufzeichnungen bekannt aus seinem Unterricht.

00:17:00: Und ein junger Student, der war zwanzig, Erich Komariner, hat ein Notizbuch hinterlassen.

00:17:05: Und das sind anderthalb Seiten, handschriftlich.

00:17:08: Es ist sehr bruchstückhaft, was er mitschreibt.

00:17:10: aus dem Unterricht angeblich hatte.

00:17:12: Moholi Natsch auch einen starken Akzent und war nicht so ganz leicht zu verstehen.

00:17:17: Und er schreibt so, angeblich elf Sinne.

00:17:22: Und das finde ich total charmant, weil ich stelle mir vor, Moholi, das war ihm sehr, sehr wichtig zu sagen, man hat eben nicht nur den Sehsinn, sondern es gibt noch viele andere Sinne und die wollen wir lernen, wahrzunehmen, zu entfalten in der künstlerischen Produktion.

00:17:37: zu nutzen, den Hörer Sinn, den Tast Sinn und so.

00:17:40: Und deswegen schreibt der Comorina irgendwie, das geht ihm dann vielleicht ein bisschen weit.

00:17:46: Es klingt wie der Titel von einem coolen Buch irgendwie, angeblich Elvesin, finde ich gut.

00:17:51: Ja, also, Albers hat gesagt, werft allen alten Krämpel über Bord.

00:17:55: Also ihr kommt hierhin und es war auch mit eine Bedingung, Aufnahmebedingung, oder es war gern gesehen, dass man schon irgendwie handwerkliche Erfahrungen hatte oder sogar einen Gesellenbrief in der Tasche.

00:18:05: Da sind Leute hingegangen, die hatten schon eine Kunstausbildung oder irgendwie eine pädagogische Erfahrung.

00:18:12: Das war gern gesehen.

00:18:13: Und trotzdem war es so, wir setzen jetzt noch mal neu an.

00:18:16: Vergess mal, was ihr vorher gemacht habt und versucht euch noch mal ganz neu auf ... das Material Papier einzulassen.

00:18:22: Und was für Qualitäten hat das?

00:18:24: Und das war, glaube ich, schon so ein bisschen der Ansatz, oder?

00:18:29: Ja,

00:18:29: dann gibt es aber also jenseits von diesem abstrakten, kreativen Themenbereich auch noch.

00:18:35: ganz faktische handfeste Sachen, die durchaus auch Sinn machen.

00:18:38: Nämlich, dass man sich mit Materialien befasst.

00:18:40: Was ist eigentlich die Eigenschaft von dem Material?

00:18:42: Und wie fühlt sich das an?

00:18:45: Es gibt ja da ganz unterschiedliche Modelle, wie man sich diesem Material erleben, angenähert hat im Vorkurs.

00:18:52: Das gibt es bei Johannes Itten sehr stark in der Form, dass eben Abfall zum Beispiel gesucht wurde.

00:18:58: Und da kann man ja auch die Materialqualitäten austesten und sich überlegen, was kann man alles aus etwas noch machen, was vielleicht nicht die ursprüngliche Form war, die das dann gewonnen hat.

00:19:09: Bei Albers geht stark Papier, aber auch Ton und auch das Zusammenführen von zwei Materialien, die etwas Drittes anderes werden als das, was sie ... Wenn man z.B.

00:19:19: durch einen Lochblechton durchquetscht, dann ergibt es etwas, was nur in Abhängigkeit dieser beiden Materialien entsteht.

00:19:27: Und bei Moholy sind es dann solche Übungen, auch mal blind etwas zu ertasten oder Material so anzulegen und zu sortieren, dass es so eine Art Tastskala gibt.

00:19:37: Und man das dann auch wiederum übersetzen kann in eine Zeichnung die Empfindung, wenn man da über dieses Material rüberstreicht mit der Hand.

00:19:47: Das Bauhaus als Schule zwischen Handwerk und Kunst.

00:19:51: Im Vorkurs hieß das konkret, Erfahrungen mit Materialien zu sammeln, zu zeichnen und Theorien zur Kunst von den Meistern zu hören.

00:20:00: Aber eben auch experimentieren, eingetretene Pferde verlassen oder sogar Grenzen sprengen, um damit zu ganz neuen Lösungen zu kommen.

00:20:09: Genauso verstehen wir gemeinhin Kreativität.

00:20:14: Dass diese Erfahrungen immer auch von der Person abhängen, die die Lehre vermittelt, war damals nicht anders als heute.

00:20:20: Ob man Johannis Itten oder Josef Albers mochte oder nicht, ob man sie als Autorität akzeptierte, ist eine individuelle Frage.

00:20:28: Und ein bisschen gilt das auch für den Vorkurs allgemein.

00:20:31: Nicht alle waren begeistert, manche brachen auch das Studium noch während des Vorkurses ab.

00:20:37: Wieso oft gab es auch hier nicht nur Fans.

00:20:39: Wir wollen aber noch einen Moment auf der abstrakten Ebene bleiben und dem kreativen Bauhausgeist nachspüren.

00:20:49: Aber lass uns doch mal jetzt versuchen, eine Anleitung für kreative Ideen finden.

00:20:56: Kreativität aller Bauhaus.

00:20:59: Du kennst ja sicher auch dieses Serie Madman und Don Draper, diesen Werbefutzi, der immer so großartige Ideen hat.

00:21:06: Und der wird mal gefragt, wie bekommt man denn eine gute Idee?

00:21:09: Und dann sagt er, man muss ganz lang drüber nachdenken und da muss man alles vergessen und dann hat man die gute Idee.

00:21:16: Was sagt du dazu?

00:21:19: Das ist bestimmt eine gute Idee.

00:21:21: Ist das jetzt eine Frage für mich persönlich oder wie geht eine gute Bauhausidee?

00:21:26: Versuchen wir doch mal beides.

00:21:29: Also ich glaube, die gute Bauhausidee besteht darin, also es ist eine hohe Kunst, eine gute Anleitung oder eine gute Aufgabenstellung zu schreiben.

00:21:37: Vielleicht kann ich es sogar kombinieren.

00:21:39: Für mich persönlich heißt, Kreativität einen Antrieb zu haben.

00:21:43: Eine Frage, ein Initial.

00:21:45: eine gute Aufgabenstellung wäre so ein Initial.

00:21:48: Da kommt eine Person und sagt, lass uns mal Atemständogramme machen.

00:21:53: Das wäre ein Initial, das gibt mir vor.

00:21:55: Aha, ich hab ein Stift, ich hab ein Papier, ich hab meinen Körper, meine Atmung.

00:22:00: So, da kann ich irgendwie von ausgehen.

00:22:02: Das heißt, Kreativität braucht irgendwie eine Frage, einen Antrieb und auch unbedingt etwas, was mehr ist, als man selber, glaube ich.

00:22:11: Also es braucht Werkzeuge, es braucht eine Respondenz, es muss ... Es muss eine Beziehung entstehen, das kann Material sein, vielleicht sogar kann man das selber sein, indem man sich selber beobachtet.

00:22:23: Aber ich brauche irgendwie ein Beziehungsnetz zwischen Menschen, Dingen, Maschinen, Materialien, um daraus etwas Überraschendes entstehen zu lassen und gestalten zu können.

00:22:33: Ich habe mir erlaubt, einen kleinen Blick in die Psychologie zu werfen, was Kreativität angeht.

00:22:37: Das ist ja natürlich auch ein Forschungsfeld der Psychologie.

00:22:41: Und die Psychologie hat da ganz unterschiedliche Ansätze.

00:22:44: Es ist gar nicht so leicht, Kreativität zu messen.

00:22:47: Wie soll man das auch machen?

00:22:49: Übrigens haben die Psychologen und Psychologinnen das gleiche Problem.

00:22:52: Wenn dann jemand der Erfolg hat mit der kreativen Idee im Rückblick befragt wird, dann ist es ja auch wieder durch die Erinnerung verfälscht und verändert und so weiter.

00:23:02: Aber was ich ganz interessant fand, war so eine Art Phasenbeschreibung, welche Phasen von Kreativität gibt es?

00:23:08: und demnach gibt es eine Vorbereitungsphase.

00:23:11: Also es macht ja Sinn, eine Phase, wo man Informationen und Material sammelt, wo man auch das Problem definiert.

00:23:18: Also worum geht es ja eigentlich, das, was du auch gesagt hast?

00:23:21: Und die nächste Phase wäre dann eine Inkubationsphase, also eine Ausbrühtphase sozusagen.

00:23:28: Und das ist wohl eine, wo man eben tatsächlich nicht drüber nachdenken soll.

00:23:32: Also das, was Don Draper sagt, ist nicht ganz aus der Luft.

00:23:36: Es macht Sinn, dann loszulassen.

00:23:38: Und dann kommt im nächsten Schritt hoffentlich, dass Aha erleben ist, die Illumination.

00:23:43: Dann kommt die Erleuchtung.

00:23:45: Das ist irgendwie die schöne Idee.

00:23:47: Und was man aber nicht vergessen darf, danach muss es noch eine Phase geben, wo es erprobt wird.

00:23:52: Funktioniert es wirklich.

00:23:53: Also Kreativität ist gut und schön, aber ... Wenn ich mir jetzt irgendwas ausdenke, was dann gar nicht seinen Zweck erfüllt, dann ist es auch wieder schwierig.

00:24:02: Wobei das natürlich wieder in der Kunst geeignet ist.

00:24:06: Weil der Zweck von Kunst ist ja manchmal sehr schwer zu fasten.

00:24:09: Hatte das Bauers Glück, dass sie noch das Handwerk dabei hatten.

00:24:13: Wir haben ja auch Fotografien aus dem Vorkurs.

00:24:15: Aber nur vielleicht zwei Hände voll.

00:24:18: Wirklich sehr wenig Material eigentlich.

00:24:21: Aber dabei ist aus dem Vorkursraum eine schwarz-weiß Fotografie.

00:24:24: Da sieht man ... drei Personen schlafend auf den Tischen liegen.

00:24:28: Das mag ich sehr, weil ich finde das auch sehr wichtig, diese Mußephase.

00:24:34: das Loslassen, das Ausruhen, wo man das Gefühl hat, das passiert eigentlich gar nichts.

00:24:38: Ich glaube, das braucht man auf jeden Fall.

00:24:40: Ja, das vergisst man nämlich auch, dass das dazugehört, das Angebliche nichts tun sozusagen, um das irgendwie sacken zu lassen.

00:24:47: Und auch dafür hat die Psychologie tatsächlich eine Erklärung, das hat mit dem Neocortex zu tun.

00:24:52: Mir lasse ich mich auf das Thema gar nicht ein.

00:24:55: Aber es ist wirklich erwiesen, dass ein entspanter Zustand sehr förderlich sein kann für neue Ideen, für kreative Ideen.

00:25:02: Und dieser entspannte Zustand, das spricht ja fast wieder dem, was ich vorher gesagt habe.

00:25:08: Das ist auch so herausfordernde Themen gab im Vorkurs, dass das wirklich auch Grenzerfahrungen waren.

00:25:14: Und dann aber wieder diese Entspannungsgeschichte.

00:25:16: Also wie geht das so richtig zusammen?

00:25:19: Aber das ist vielleicht genau das, was auch einen guten Unterricht ausmacht.

00:25:22: Also diese Strukturierung oder diese Vorgabe, also ganz oft in den Anekdoten oder in den Erinnerungen, kommt auch so was vor wie ... und er verlässt den Raum.

00:25:33: Das heißt,

00:25:34: da gibt es eine Anleitung, es gibt irgendwie eine Ansage, was für Material, was für eine Aufgabe.

00:25:39: Und dann entfernt sich die Autorität und lässt die mal so machen.

00:25:43: Und es gibt dann auch zum Beispiel so ein paar Sätze über eine neue Satzung im Bauhaus.

00:25:49: Und da steht, ich muss unbedingt dafür Sorge tragen, dass hier mehr Disziplin einkährt und die Leute bündig sind und so.

00:25:55: dieses Chaos und das Nichtstun und so weiter.

00:25:58: Das ist natürlich immer ein bisschen verfeindet mit der Optimierung und der Effizienz.

00:26:04: Und vielleicht auch der Vorstellung, die aus dem Handwerk kommt.

00:26:08: Wenn man etwas gut macht, dann muss man das lange üben.

00:26:10: Und das kam aber auch vor.

00:26:12: Josef Albers verlässt den Raum und lässt die Leute mit ihrem Papier machen.

00:26:17: Dann kommt er aber wieder und sagt, so hab ich's mir nicht vorgestellt.

00:26:21: Ihr müsst jetzt noch mal neu ansetzen.

00:26:22: Und manche von den Studierenden ... Wissen wir auch aus Texten haben dann gemäutert und gesagt, was soll das?

00:26:28: Also, ich kann ja für nichts gebrauchen, nachher, wenn ich mich jetzt hier Stunde um Stunde mit diesem Papierkram befassen soll.

00:26:35: Aber ich glaube, das ist etwas, was auch wichtig ist, zu lernen, diese Intensität auszuhalten.

00:26:41: Auszuhalten, zu üben oder wie der Soziologe Richard Sennet sagt, diese Zehntausend Stunden auf die Uhr zu kriegen, bis man etwas kann.

00:26:50: Ja,

00:26:50: ja.

00:26:51: Das ist ja auch oft das eben in der Kunst.

00:26:53: Entweder es ist zu sehr weg, also zu chaotisch und zu wild, oftmals.

00:26:58: Es muss dann kanalisiert werden, die kreative Energie.

00:27:02: Oder es fehlt halt dieses kreative Extra.

00:27:04: Und das war ja genau die Bauhausidee, das irgendwie zu verknüpfen und zusammenzubringen.

00:27:09: Und auch wenn Walter Gropio selbst vielleicht gar nicht so überzeugt davon war, dass man Kreativität lernen kann, waren die Ansätze doch so, dass man es zumindest versucht hat.

00:27:20: Was würdest du denn, oder was machst du denn, wenn du persönlich mal eine kreative Idee brauchst, bist du sicher auch, es gibt doch sicher Situationen, wo du denkst, ich weiß nicht, da bräuchte ich jetzt noch mal so das extra bisschen Bam.

00:27:33: Also diese, ich glaube, dass sowas wie Zweifel oder die Bewältigung der eigenen Ängste und dieses sich selber sagen, ich glaube, ich kann gar nichts, das gehört zu jedem kreativen Prozess dazu, leider.

00:27:47: Und ich brauch dafür andere Menschen, würd ich sagen.

00:27:49: Also, ich hatte heute einen sehr schönen kreativen Moment.

00:27:53: Da war ein Gestalter, der Jan Körbis und eine Kollegin, Tulia Tassier in Kuria.

00:27:58: Und da ist etwas entstanden, was wir nicht geahnt haben, aber das geht nicht alleine, mit mir alleine, sondern da entsteht irgendwie daraus das eine, dann sagt, oh, du hast grade was gesagt, das nehm ich auf.

00:28:12: Und das verstärken wir gemeinsam im Sprechen.

00:28:15: Und dann entsteht was, Wir uns alle gewundert haben.

00:28:20: Eine echte Gemeinschaftsarbeit.

00:28:22: Ja,

00:28:22: das kann aber natürlich auch sein, denke ich, und entstehen, wenn man sich selber sehr intensiv mit einem Material beschäftigt.

00:28:30: Aber ich glaube, es braucht etwas Unvorhersehbares.

00:28:36: Ja, das stimmt.

00:28:37: Das wird oft nicht unbedingt aus dem eigenen kommen.

00:28:40: Da braucht man dann was Fremdes, was nicht aus dem eigenen Schädel sozusagen ist.

00:28:45: Ich glaube, für mich unterscheidet sich Kreativität von Experimentieren, weil Experiment heißt, ich hab ein ganz festes Setting.

00:28:53: Ich nehm mir ein festes Setting und das führe ich durch, um bestimmte Dinge zu messen oder so.

00:28:58: Und dann mach ich erst mal zehn Prozent so und so hinein.

00:29:02: Und dann zwanzig, ich hab aber einen ... Ein festes Setting.

00:29:06: Und bei einem kreativen Vorgang ist wenig festgelegt, außer vielleicht eine Regel am Anfang.

00:29:13: Also bestimmte Sachen, sich zu beschränken, etwas zu verbieten oder eine Spielregel vorzugeben.

00:29:20: Und dann im Feedback-System sich immer wieder ... anzupassen oder zu verändern.

00:29:26: Also ich persönlich bin oft überrascht, wie kreativitätsfördernd Einschränkungen sind.

00:29:31: Also das ist ja auch so bei dieser Papierübung mit der Schere.

00:29:33: Du darfst die Schere nicht benutzen.

00:29:35: Okay, da muss ich erst mal überlegen, was gibt es sonst noch?

00:29:38: Also manchmal ist die Einschränkung auch... Es ist nicht so viel Zeit da, es ist nicht so viel Geld da.

00:29:45: Wir haben jetzt nicht alles, was wir brauchen.

00:29:47: Was kann man sonst noch machen, um das rüberzubringen?

00:29:50: Ich finde, das ist auch sehr spannend.

00:29:52: Und beides, was wir hier jetzt gesagt haben, die Gemeinschaft und dieses Einschränkungsthema, finden wir ja im Bauhaus.

00:29:59: Also ich glaube, diese Bauhausgemeinschaft gehört zu den... Intensivsten Erlebnissen, also alle Bauhäusler und Bauhäuslerinnen später hin sagen, wie wir da zusammen und dieses Gefühl in dieser Gemeinschaft und so, das war schon eine sehr starke Gemeinschaft.

00:30:16: Und meine These wäre auch, also die haben ja auch viel zusammen tatsächlich gemacht, also obwohl es keine Architekturausbildung am Anfang in Weimar gab, sind die zusammen auf Baustellen gegangen, haben wirklich gemeinsam Dinge gemacht.

00:30:29: und der Vorkurs hat bestimmt auch Seins dazu beigetragen, dass die Leute gemeinsam Zeit verbringen, an einer gemeinsamen Aufgabenstellung arbeiten, also vielleicht nicht gemeinsam an einem Papier, aber jeder für sich die gleiche Aufgabe zu lösen

00:30:43: hat.

00:30:43: Und dass man sich austauschen kann.

00:30:45: Ich kann es mir genau vorstellen, dann gehen die raus und sagen, hast du gehört, was Meister Elton heute gesagt hat?

00:30:49: Hast du das verstanden?

00:30:50: Nein, ich habe es auch nicht verstanden.

00:30:51: Ja, okay, dann lass uns das mal zusammen irgendwie verstehen.

00:30:55: So stelle ich es mir schon ein bisschen vor.

00:30:58: Genau, und dieses Unverständliche, also das ist ja auch so, wenn man jetzt fragt, hatte das Bauhaus eigentlich eine Unterrichtsmethode oder die Lehrmethode, würde ich sagen, nein.

00:31:07: Also es sind auch sehr eigensinnige Künstlerpersönlichkeiten.

00:31:11: Also dieses zum Beispiel das pädagogische Skizzenbuch von Herrn Klee ist ein sehr schönes poetisch, ein sehr, sehr schöner poetischer Text, aber auf der anderen Seite, wie ich sage, verstehe, das wer wolle.

00:31:21: Also es ist auch sehr, wirklich sehr, sehr eigen und literarisch und ... Es hat diesen künstlerischen Überschuss und ist nicht in dem Sinne eine wissenschaftliche Methodik

00:31:32: dahinter.

00:31:33: Also Johannes Itten hatte zwar Vorkenntnisse im Pädagogik könnte man sagen, aber das waren ja eben in dem Sinn keine Pädagogen.

00:31:42: Johannes Itten hat vorher schon unterrichtet an Privatschulen, wenn ich mich rechter erinnere.

00:31:47: Und das ist aber was anderes als heute, wo man ja auch sagen würde, okay, was ist ein pädagogisches Konzept, das fußt dann auf psychologischen Erkenntnissen und jenen Studien und diesen Studien.

00:31:58: Aber wir reden hier ja über Kunst und über eine Kunstschule, die versucht hat, neue Wege zu gehen und gerade da irgendwie auch Grenzen zu sprengen und eben nicht so fixiert ist, sondern immer wieder neu denken sozusagen.

00:32:12: Und das ist wahrscheinlich auch die höchste Kunst als Lehrer?

00:32:15: von sich selber auch abzusehen und wirklich mit Neugier die Dinge, die in den anderen drinnen keimen, deren Fragestellung, deren Eigensinn zu fördern und nicht kleine Gropiose, Ittens, Klis, Grunos zu erzeugen.

00:32:32: Liebe Nina, vielen lieben Dank.

00:32:34: Das war ein wundervoller Spaziergang durch das immaterielle Erbe des Bauhauses, wie du vorher so schön gesagt hast, die Lehre und die Anleitungen des Vorkurses.

00:32:44: Wer den Fokus erfolgreich absolvierte, konnte danach eine Ausbildungswerkstatt wählen und mit der Arbeit beginnen.

00:32:50: Wir sind allerdings für heute erst mal am Ende angekommen.

00:32:55: Inspiriert durch eure Instagram-Kommentare, haben wir uns überlegt, dass ihr vielleicht ja auch die Bilder und Fotos sehen wollt, über die wir hier immer sprechen.

00:33:03: Deshalb könnt ihr ab heute auf den Facebook und Instagram Kanälen des Bauherzarchivs ein paar dieser Fotos anschauen.

00:33:13: Beim nächsten Mal wollen wir dann auch nicht die Arbeit am Bauhaus, sondern vielmehr die Freizeit der Bauhäuslerinnen und Bauhäuslern im Blick nehmen.

00:33:20: Und zwar eine ganz besondere Art von Freizeit, nämlich das Feiern von Festen.

00:33:26: Partys am Bauhaus.

00:33:27: Das ist in der nächsten Folge unser Thema.

00:33:29: Mit Erika Barbaz, Fotografin und Mitarbeiterin am Bauhausarchiv spreche ich dann über den Glauben an den Rausch, Partyschnapschüsse und Utopien für eine Nacht.

00:33:42: Das war About Bauhaus, der Podcast des Bauhausarchiv, Museum für Gestaltung Berlin.

00:33:47: Abonniert unseren Podcast auf Amazon Music, Spotify, Apple Podcast, Deezer und überall wo es Podcasts gibt.

00:33:55: About Bauhaus, eine Produktion des Bauhausarchiv, Museum für Gestaltung Berlin und der auf die Ohren GmbH.

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